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Kunsthistorisches Institut

Herbstsemester 2016

Vorlesung: Museumsgeschichte im transkulturellen Vergleich vom 19. Jahrhundert bis heute

Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg (Kunsthistorisches Institut – Max Planck Institut Florenz)
Dienstag, 12:15–13:45

Seit dem 19. Jahrhundert bildete sich die Institution des Kunstmuseums im modernen Sinn heraus – eine Entwicklung, die nicht zuletzt in engem Zusammenhang mit Prozessen der Nationenbildung als charakteristisch europäisches Phänomen betrachtet wird. Transnationale und transkulturelle Ansätze der Museumsforschung haben in den letzten Jahren jedoch auch vermehrtes Augenmerk auf Wechselwirkungen und Parallelentwicklungen weltweit gelenkt. Damit wird die moderne Museumsgeschichte im Zeitalter nach der Aufklärung grundsätzlich zum «globalen» Phänomen. Die Vorlesung wird in diesem Sinn Museumsgeschichte seit ca. 1800 als lange Vorgeschichte des gegenwärtigen internationalen «Museumsbooms» entwickeln. Im Vordergrund stehen dabei exemplarische diachrone Betrachtungen bedeutender Museen oder «Museumslandschaften», anhand derer sich zugleich grundlegende Fragen aktueller Museumstheorie und -geschichte aufzeigen lassen.

MA Seminar: «The Last Mediterranean»? Der Mittelmeerraum als Gegenstand und Schauplatz moderner Bildkünste

Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg (Kunsthistorisches Institut – Max Planck Institut Florenz)
Dienstag, 16:15–18:00

In seiner grossen Geschichte des Mittelmeers bezeichnete David Abulafia die Zeit nach 1950 als «The Last Mediterranean» – demzufolge befindet die Region sich seitdem an einem historischen Punkt des Bedeutungsverlusts, dem ein industriell-kolonial geprägter Zeitraum des kulturellen und ökonomischen Niedergangs vorangegangen sei. Das Seminar wird eine Reihe künstlerischer Positionen, aber auch Topographien und Diskurse betrachten, die seit dem frühen 20. Jahrhundert das Mittelmeer als Schauplatz und/oder Gegenstand haben. Prominente «Klassiker» etwa der französischen, spanischen und italienischen Moderne werden dabei ebenso betrachtet wie ihre bis heute oft weniger bekannten Zeitgenossen aus dem südlichen und östlichen Mittelmeerraum. Im Bereich der zeitgenössischen Positionen führt das Seminar wiederum bis in die gegenwärtig global höchst präsente Szene arabischer Kunst und fragt nach den Möglichkeiten und Grenzen ihrer Verortung innerhalb eines historiografischen Diskurses des Mittelmeer-Raumes, der einerseits als trennende Einheit, andererseits auch als Kontaktzone verstanden werden kann. Insgesamt arbeitet das Seminar damit nicht etwa mit der Annahme einer zusammenhängenden mediterranen «Kunstlandschaft», sondern mit dem epistemischen Instrument eines geoästhetischen Ansatzes: Es nutzt die geografische Bezugsgrösse des Mittelmeers, um unterschiedliche Narrative, Bildformulare und ästhetische Kategorien miteinander in Beziehung zu setzen, ohne sie unmittelbar vergleichen oder in eine lineare Kunstgeschichte einordnen zu müssen. Damit wird eine exemplarische Kunst-Topografie aufgeschlagen. Im Spiegel moderner Bildkünste ergeben sich aus ihr diachrone Geschichten eines Mittelmeerraumes, der sich linearen oder deterministischen Geschichtsmodellen entzieht.

BA Seminar: Übung vor Originalen: Moderne «Weltkunst» – Multiple Modernen?

Prof. Dr. Eva-Maria Troelenberg (Kunsthistorisches Institut – Max Planck Institut Florenz)
Mittwoch, 10:15–12:00

Anhand ausgewählter Beispiele aus den Sammlungen des Kunsthaus Zürich sowie des Museum Rietberg wird das Seminar Kategorien und Methoden der Kunstbeschreibung und Kunstinterpretation erproben. Die Zusammenschau beider Sammlungen erlaubt es, unterschiedliche Gattungen, künstlerische Medien und Techniken in den Blick zu nehmen, die das Verständnis eines erweiterten bzw. multiplen Moderne-Begriffes der globalisierten Kunstwelt seit ca. 1850 eröffnen.

Übung: Kunst und Gegenwart, Kritik und Krise

Julia Moritz und Yannic Joray
Montag, 16:15–18:00

Zeitgenössische Kunst (Contemporary Art) ist historisch seltsam. Mit diesem Begriff geht einher, dass die Zeitgenossenschaft eine enthistorisierende, soziale, kulturelle und globale Allgegenwärtigkeit für sich in Anspruch nimmt. Wie soll sich die Kunstgeschichte, als eine Disziplin, welche die Geschichtsschreibung der Kunst mitentwickelt, reflektiert, ergänzt und erforscht, den historisch imprägnierten und kulturell expansiven Begriff der zeitgenössischen Kunst aneignen? Zumal die Deutungshoheit der Historiker über den Gegenstand Kunst in einer polyphonen Zeitgenossenschaft mit Künstler/innen, Kritiker/innen, Kurator/innen, Betrachter/innen und Sammler/innen zwangsläufig in Frage steht: Statt anhand von Genealogien und historischen Affinitäten auf die Kunst der Gegenwart zu schliessen, lässt sich eine emergente, zeitgenössische und kollektive Praxis wie die Kunst auch dazu verwenden, eine bereits geschriebene Geschichte neu zu erfahren und zu artikulieren. Ausgehend von Auseinandersetzungen zwischen der Kunstgeschichte und der Kunstkritik werden wir in dieser Übung diskursive Informationsquellen und Methoden, wie etwa die Oral History, der Studio-Visit, die Eröffnung, das Blog, den Gossip oder den Troll einbeziehen um gemeinsam die Bedingungen zeitgenössischer Kunstproduktion, -distribution und -rezeption sozio-ökonomisch zu erörtern und letztendlich politisch verorten zu können.

Übung: What Does it Mean to Imagine the Southeast? Four Questions on Southeast Asian Art, 19th Century to Present

Prof. Dr. Patrick Flores (Art Studies Department, University of the Philippines Diliman)
Gastdozent für den spezialisierten Masterstudiengang Kunstgeschichte im globalen Kontext

Vier ganztägige Termine: Freitag 30. September / Samstag 1. Oktober / Freitag 7. Oktober / Samstag 8. Oktober

The course seeks to offer a broad overview of art in Southeast Asia from the early modern period to the present. It sets the horizon for an initial understanding of an art world and its history. It begins with the formation of certain aspects of modernity in the context of an equivalent formation of art history and the region itself. After which, it traces the passage of the modern into the contemporary in the seventies, a time of political tension and economic transition. It then moves into the current situation, the ecologies in place in terms of artists, institutions, markets, practices, and audiences. Finally, it discusses the various ways in which Southeast Asian art has been recognized through representation in and engagement with different platforms within and across localities and the spheres of interaction elsewhere.

Exkursion: Produktion und Vermittlung von Architektur im globalen Kontext: «Reporting from the Front», 15. Architekturbiennale Venedig

Dr. André Bideau
Gastdozent für den spezialisierten Masterstudiengang Kunstgeschichte im globalen Kontext

Drei vorbereitende Sitzungen: 14. Oktober / 21. Oktober / 28. Oktober, jeweils 14 bis 17 Uhr
Exkursion nach Venedig: 15.–19. November

Jenseits von baulichen Manifestationen hat Architektur ihren Charakter als Medium immer wieder verändert. Ein Beispiel sind hier Publikationen und Ausstellungen, die über Bilder, Modelle, Diagramme und Texte die Architekturproduktion dekontextualisieren und sich an ein auserwähltes, internationales Publikum richten. In Venedig wird seit 1980 eine eigene Architekturbiennale durchgeführt. Diese Verselbständigung gegenüber der traditionellen Kunstbiennale war der Ausdruck einer Aufmerksamkeitsökonomie, die sich mit der architektonischen Postmoderne abzeichnete und die ‚Baukultur’ neue Aufgaben zuwies. Inzwischen umfasst die Geschichte der Architekturbiennalen 35 Jahre und damit ein Spektrum, in dem sich grosse inhaltliche Verschiebungen ausmachen lassen. Wer dort Themenschwerpunkte und Vermittlungskonzepte analysiert, wird sehen, wie sich praktizierende Architekten als Kuratoren positionieren und an der Hochkultur partizipieren. Im Zentrum dieser Lehrveranstaltung steht der viertägige Besuch der 15. Architekturbiennale Venedig (Reporting from the front, Kurator: Alejandro Aravena). In drei Sitzungen mit Vorlesungen, Diskussionen und Präsentationen werden in Zürich Fragen der Mediatisierung und Vermittlung von Architektur erarbeitet. In diesem Vorfeld und anschliessend vor Ort bestehen Möglichkeiten zur aktiven Mitarbeit (Referate als Leistungsüberprüfung).

Hinweis: Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Interessierte senden eine kurze Begründung von Motivation und Interesse an der Fragestellung (1500 Anschläge) bis Montag 26.9. an André Bideau