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Kunsthistorisches Institut

Authentizität in der Bildenden Kunst der Moderne

Internationales Kolloquium

27.-28. Oktober 2011

Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft SIK-ISEA

Kunsthistorisches Institut der Universität Zürich

Konzept

Die Kunstwissenschaft, so scheint es, meldet einen Nachholbedarf in der kritischen Befragung grundlegender Wertmassstäbe an. Vor Jahrzehnten begannen die postmoderne Kunsttheorie und Praxis zu lehren, dass Authentizität und die davon abgeleiteten Kategorien wie Originalität, Echtheit, Ursprünglichkeit, Unverfälschtheit blosse Phantome seien. Aneignung, Kopie, Reenactment, Simulacra, das Spiel mit der Fälschung sollten Authentizität überwinden. Bis heute hat dies allerdings auf die akademische Künstlerausbildung, die Imagepflege des Künstlers und der Künstlerin, die Verfahren zur Bestimmung ökonomischer Kunstwerte keine massgebliche Wirkung gezeigt. Nur eine Zunahme der Anrufungen von Authentizität macht die Krise des Realitätsbegriffs wahrnehmbar.

Es stellen sich Fragen wie: Wie verhält sich die Auflösung der Tradition zum Fortbestand der akademischen Ausbildung? Wie ist Originalität neu zu definieren, wenn auf die Idee des authentischen künstlerischen Ichs zu verzichten ist? Welche Legitimität behalten die von Kunsthandel und Kunstgeschichte fortwährend erforschte Eigenhändigkeit und Originalität? Soll die subjektive Zeugenschaft des Autors trotz seinem angeblichen Tod ihre Rolle behalten? Wie ist die Entwicklung des postmodernen Authentizitätsverlustes seit dem Anbruch der ästhetischen Moderne zu beschreiben? Wie verhalten sich Objekte und ihre Herstellung zu den für ihre Authentifizierung zuständigen Institutionen? Wie stellt sich der Urheber von Kunst als origineller Künstler selbst dar und wie wird er wahrgenommen? Wie agieren die wertewahrenden Institutionen der Kunstwelt und welche Rezeptionsbedingungen erzeugen sie? Welche Strategien wenden Künstlerinnen im Gegensatz zu Künstler an? Ist die Krise der künstlerischen Authentizität überhaupt ein globales Phänomen?

Die Tagung will prüfen, welche Formen die Authentizitätskritik seit Beginn der Moderne angenommen hat und welche Legitimität die Rede von der Authentizität heute noch haben kann. Die Veranstalter laden interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu ein, das Problem in Bezug auf die folgenden möglichen drei Bereiche zu untersuchen:

1. Gegenstände (Original, Eigenhändigkeit, Werkstätten, Replik, Reproduktion, Fälschung, Appropriation, Authentifizierung etc.)

2. Urheber (Zeugenschaft, wahre KünstlerInnen, Ursprünglichkeit, Legitimation, Lebensführung, Autobiographie, Ausbildung etc.)

3. Rezeptionen (Kunstwissenschaft, Ästhetik, Medien, Institutionen, Sammlungen, Markt, Museum etc.

Programm

Donnerstag, 27. Oktober 2011

  • 10:00 Begrüssung und Einführung durch Roger Fayet

1. Teil: Moderation: Roger Fayet (SIK-ISEA, Zürich)

  • 10:15 VOLKER WORTMANN (Universität Hildesheim)
    Dark Side of the Media. Ein medienwissenschaftliches Plädoyer für Authentizität
  • 11:00 Pause
  • 11:30 REGINA WENNINGER (Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München)
    Das Vertrauen des Betrachters oder Warum der Authentizitätsbegriff unverzichtbar ist
  • 12:15 NICOLAJ VAN DER MEULEN (Hochschule für Gestaltung und Kunst, FHNW, Basel)
    «Es-ist-so-gewesen»: Das fotografische Bild als Authentizitätsgarant
  • 13:00 Mittagspause

2. Teil: Moderation: Oskar Bätschmann (SIK-ISEA, Zürich)

  • 14:00 ROGER FAYET (SIK-ISEA)
    Kunst-Exkremente. Das Abjekte als Referenz und Reflexion auf das Authentische
  • 14:45 WOLFGANG BRÜCKLE (Universität Zürich)
    Wie im Leben: Gegenwartskunst bringt Alltag auf die Bühne
  • 15:30 Pause
  • 16:00 ELISABETH FRITZ (Karl-Franzens-Universität Graz)
    Perform yourself! Zur Produktion von Authentizität in medialen Experimenten mit ‹echten Menschen am Beispiel von Rineke Dijkstras «The Buzzclub…» (1996–97)
  • 16:45 REGINE PRANGE (Goethe-Universität, Frankfurt): Le corps morcelé. Zur Dekonstruktion des Imaginären bei Lacan und Godard
  • 17:30 Apéritif
  • 18:30 Abendvortrag:
    WOLFGANG KEMP (Universität Hamburg)
    Authentisch weil persönlich? Über die Schwierigkeiten des Ich-Sagens in der zeitgenössischen Kunst

Freitag, 28. Oktober 2011

3. Teil: Moderation Wolfgang Brückle (Universität Zürich)

  • 9:30 ANTJE KRAUS-WAHL (Kunsthochschule an der Johannes-Gutenberg-Universität, Mainz)
    (De)Konstruktionen von Authentizität bei Félix González-Torres
  • 10:15 TABEA LURK (Hochschule der Künste, Bern)
    Authentizität ohne Original? Betrachtungen zum Wandel des Werkbegriffs am Beispiel computerbasierter Kunstformen
  • 11:00 Pause
  • 11:30 BETTINA GOCKEL (Universität Zürich)
    Authentizität und Autorität. Korrelationen zwischen moderner Kunst und kunsthistorischer Expertise
  • 12:15 BARBARA NÄGELI (SIK-ISEA, Zürich)
    Von der (Ohn-) Macht der Experten: Kennerschaft im Kontext von Markt und Recht
  • 13:00 Mittagspause

4. Teil: Moderation Tristan Weddigen (Universität Zürich)

  • 14:00 ANIKA REINEKE (Universität Hamburg)
    Max Sauerlandt und der Faksimile-Streit: Bausteine eines Authentizitätsdiskurses der Moderne
  • 14:45 TERESA ENDE (SIK-ISEA, Zürich)
    «Das Echte bleibt der Nachwelt unverloren»? Zum Problem der Authentizität in der Plastik um 1900
  • 15:30 Pause
  • 16:00 ANGELA MATYSSEK (Philipps-Universität Marburg)
    Wie veränderlich ist Kunst? Dieter Roths «Originale» als Museums- und Sammlungsobjekte
  • 16:45 PHILIPPE SÉNÉCHAL (Institut national d’histoire de l’art, Paris)
    Please touch. L’authentique au contact du public dans les musées
  • 17:30 Apéritif

Organisatoren

Prof. Dr. Oskar Bätschmann

lic. phil. Andreas Rüfenacht

Dr. Roger Fayet

Prof. Dr. Tristan Weddigen

Weiterführende Informationen