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Dissertationsprojekt
Unter dem Arbeitstitel «L’artiste-éditeur suisse: das Geschäft mit Helvetica im 19. Jahrhundert. Strategien künstlerischer Produktion und unternehmerischer Geschäftsführung Schweizer Kunstverlage am Beispiel des Verlagsgeschäfts von Johann Rudolf Dikenmann (1793–1883)» beschäftigt sich das Dissertationsprojekt mit der Rolle von Schweizer Kleinmeisterverlagen im Kunstsystem des 19. Jahrhunderts. Als Schweizer Kleinmeister wird eine Gruppe von Kunstschaffenden bezeichnet, die ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit handlichen Druckgraphiken den wachesenden Markt für Souvenirkunst erschloss. Dank der zunehmenden Beliebtheit der Schweiz als Destination realer und imaginierter Reisen etablierte sich das Geschäft mit Helvetica und erlebte durch die Beteiligung von Buch- und Kunsthändlern um 1800 eine Professionalisierung. Während die Techniken, Motive, Vorbilder und Bildtransfers der Kunstproduktion der Schweizer Kleinmeister in der Forschung viel Beachtung erfahren haben, sind die Vertriebsstrukturen der Kunstverlage bis heute kaum bekannt.
Um die verlegerischen Praktiken von Schweizer Kleinmeisterverlagen zu untersuchen, werden sie als Akteure eines Kunstmarktes diskutiert und dabei Produktionsprozesse, europaweite Vertriebswege sowie personelle Handelsnetzwerke beleuchtet. Im Zentrum der Arbeit steht der Kunstverleger Johann Rudolf Dikenmann (1793–1883), dessen Zürcher Geschäft aufgrund der hohen Verkaufszahlen und des europaweiten Absatzes der Werke zu den bedeutendsten des 19. Jahrhunderts zählte. Der Nachlass seines Verlages wird im Rahmen des Dissertationsprojektes erstmals umfassend ausgewertet und im Vergleich mit weiteren Fallbeispielen analysiert. Dem kulturhistorischen Ansatz der Untersuchung entsprechend ist es ein wichtiges Anliegen, die verlegerischen Tätigkeiten der Schweizer Kleinmeister in Wechselwirkung zu den vielschichtigen medialen und touristischen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts zu begreifen. Mittels dieser neuen Perspektive soll es gelingen, Strategien der artiste-éditeurs suisses sowohl in der Produktion und als auch im Vertrieb zu identifizieren sowie zu kontextualisieren.
Das Dissertationsprojekt wurde 2023 bis 2024 im Rahmen des SNF–Forschungsprojektes «Akteure und Akteurinnen des Kunsthandels in der Schweiz» gefördert. 2025 bis 2026 wird das Projekt mithilfe einer begleitenden Anstellung am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich, finanziert durch die Stiftung Familie Fehlmann, Winterthur, sowie die Stiftung Heinrich und Rose-Marie Landolt, Luzern, fortgesetzt. Die Arbeit wird von Prof Dr. Roger Fayet und Prof. Dr. Bärbel Küster betreut.